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Welches Bild hast du im Kopf, wenn du dir den Aussenraum vorstellst? aussenraum
ann mbuti, 2. Juli 2021

Wir erlauben uns eine Frage zum Einstieg: Welches Bild hast du im Kopf, wenn du dir den Aussenraum vorstellst? Der Blick aus dem nächstgelegenen Fenster, während du das hier liest? Die Strasse vor deiner Haustüre? Ein Stück Wald gar?

Gar nicht so einfach, sich den Aussenraum vorzustellen. Er ist zu vielfältig, umfassend und aus jeder Perspektive individuell betrachtbar. Kein Wunder also, dass er sich oft ex negativo definiert: ein Bereich, der sich ausserhalb von etwas Geschlossenem befindet oder ein Raum, der nicht vor Witterungseinflüssen geschützt ist, heisst es. Er ist auch nicht gleichzusetzen mit Natur, überschneidet sich auch nicht vollständig mit dem «Draussen». Im architektonischen Sinne ist der Aussenraum ein Gestaltungsrahmen, in dem sich die gebaute Umwelt entfaltet. Doch ein Bild ergibt das noch lange nicht.
Der Autor und Philosoph Timothy Morton hat 2013 solchen Dingen, die wir als abstrakte Ideen zwar verstehen, aber aufgrund ihrer zeitlichen und räumlichen Dimensionen nicht vollständig begreifen können, einen Namen gegeben: Hyperobjekte. Die Klimaerwärmung ist eines, aber auch das Internet oder alles jemals produzierte Plastik, das in all seinen verschiedenen Formen noch Jahrhunderte bestehen wird.

Es ist schwierig über etwas zu sprechen, von dem man kein Bild hat und das man nicht anfassen kann. Der Begriff der Hyperobjekte ist ein Versuch der Hilfestellung, um die Vorstellungen und damit Verständigung darüber leichter zu machen. Kann der Aussenraum auch ein Hyperobjekt sein?
In den letzten Monaten, in denen uns die meisten öffentlichen Innenräume verwehrt wurden, hat er einen neuen Touch bekommen. Plötzlich bot er Schutz, wo er sonst das Gegenteil bedeutete und wurde sehr viel stärker zum bewussten Ziel. Man traf sich im Park oder zum Spazieren, hielt Meetings und Unterricht in diesem nicht-Raum ab.

Vor allem hier in der Stadt hat es unglaublich gut getan, den Alltag vermehrt draussen stattfinden zu lassen und den Aussenraum so bewusst zu beleben. Wenn wir ihn nun alle als dieses so lebensnahe Hyperobjekt begreifen lernen, können wir ihn auch gemeinsam besser gestalten – denn auch wenn wir kein konkretes Bild von ihm haben, ist er das, was uns im urbanen Umfeld verbindet und zusammenkommen lässt.